... aus meiner praktischen Arbeit
Ich bin seit 1989 im therapeutischen Bereich tätig. Anfänglich mit erwachsenen Menschen und später mit Jugendlichen und Kindern. Der Satz des Münchner Kabarettisten Karl Valentin „gar nicht krank ist auch nicht gesund“ bringt es humorvoll auf den Punkt: Je nach Lebenslage brauchen wir manchmal Hilfe von außen oder einen Anstoß in schwierigen Entwicklungsphasen. Einen Psychotherapeuten zu kontaktieren ist häufig mit Verunsicherung und Schamgefühl verbunden: „Bin ich normal, anders als die anderen, etwa `bekloppt´“? Junge Menschen, die sich in ihrem Umfeld, in der Schule, am Arbeitsplatz nicht wohl, ängstlich oder gemobbt fühlen, benötigen häufig einige Anläufe, bis sie sich endlich trauen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Für Eltern kann es schwierig sein, sich bedenkliche Entwicklungen ihrer Kinder einzugestehen. In vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens scheuen wir uns nicht, Beratung in Anspruch zu nehmen. Wenn es uns körperlich nicht gut geht, gehen wir zum Arzt. Jedoch bei psychischen Problemen und Problemen in der Erziehung haben wir Hemmungen, Beratung und Therapie in Anspruch zu nehmen.
Über die Beratungstätigkeit hinaus erlebe ich in meiner Praxis Kinder, Jugendliche und Eltern, die sich alleine fühlen, den Ansprüchen ihrer Umwelt nicht nachkommen können. Sie haben, manchmal schon über Generationen hinweg, schwere Defizite und/oder verbale, körperliche oder sexuelle Übergriffe erlebt und fühlen sich überfordert. Wer nicht über Resilienz, über geeignete Bewältigungsstrategien, verfügt, wird folglich Probleme entwickeln und in Schwierigkeiten geraten. Dies betrifft oft Kinder und Jugendliche, die bei Pflegeeltern oder in einer Jugendhilfeeinrichtung leben und junge Menschen, die aus Krisengebieten kommen, Fluchtgeschichten erleben und häufig unter schweren traumatischen Erlebnissen leiden. Es kommen auch weniger belastete Menschen in meine Praxis. Häufig melden sich Eltern, deren Kinder in der Schule auffällig werden. Jugendliche, die sich ritzen oder die Probleme mit ihrem Körper(gewicht) und Aussehen haben, wenden sich an mich.
Lockdown und Coronakrise hinterließen tiefe Spuren in der menschlichen Seele. Die psychischen Mehrbelastungen führten zu vermehrten Entwicklungsstörungen, Depressionen, Spiel- und Internetsüchten und Angsterkrankungen.
Als Tiefenpsychologe und Gestalttherapeut ist mir die Beziehungsgestaltung innerhalb des therapeutischen Prozesses wichtig. Nicht ich gebe den „Weg“ vor, sondern der Patient gelangt innerhalb der therapeutischen Beziehung zu Erkenntnissen, neuen Beziehungserfahrungen und letztendlich zu seinem oder ihrem eigenen Weg. Ziel der Behandlung ist es, die zugrunde liegenden unbewussten Motive und Konflikte der aktuellen Symptomatik zu erkennen und sich mit diesen auseinanderzusetzen. Neben der tiefenpsychologischen Behandlung hat sich das traumatherapeutische Verfahren EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) bei der Behandlung aller Altersgruppen bewährt. Kinder, die einen Elternteil verloren haben oder junge Menschen mit einer Angsterkrankung können davon profitieren.
Hinweise für die Therapie
Neben positiven Erfahrungen gibt es sicherlich auch Herausforderungen in der Therapie. In meiner langjährigen Tätigkeit habe ich erfahren, was für den Behandlungserfolg förderlich ist:
Jugendliche oder junge Erwachsene sollten
• in der Lage sein, regelmäßig zu erscheinen
• auch in schwierigen Therapiephasen weiter kommen
• Störungen in der Beziehung zu mir benennen
• Drogenkonsum nicht zur alltagsbestimmenden Handlung werden lassen
Bei Kindern ist es notwendig, dass auch die Eltern für Veränderungen bereit sind. Kindertherapie ist häufig auch ein wenig Elterntherapie. Wichtig scheint mir die gegenseitige Verlässlichkeit und Kontinuität zu sein - und wenn einmal etwas schief geht, ist es mir wichtig, dass Sie in Kontakt mit mir bleiben!